Wenn er an Bienenstöcken vorbei geht, kann der aufmerksame Beobachter an warmen Tagen bereits große Aktivitäten wahrnehmen. So ist es auch bei uns in der Kleingartenkolonie. An den zwei Bienenstöcken der Kolonie ist ein munteres Treiben zu beobachten. Die fleißigen Bienen haben den Winter gut überstanden und nun ihre Arbeit wieder aufgenommen. So wie die Sonne scheint und die Temperatur auf etwa 10 Grad Celisus steigt, ist aus den Bienenstöcken der unverkennbare warme Geruch von Honig wahrzunehmen. Die Bienen krabbeln unter dem Mäusegitter hindurch und fliegen los.
Sie fliegen wieder!

Wer den Blick schweifen lässt, erkennt rund um den Bienenstock hellbraune Flecken – die Bienen haben ihre Kotblase entleert, in der sie den ganzen Winter über Ausscheidungen gesammelt haben. Jetzt sind sie dabei, machen sich sommerfein und putzen fleißig ihren Bienenstock. Wachsreste und tote Bienen werden nach draußen getragen, Flecken werden weggeputzt. Die Sammlerinnen schwärmen aus und begrüßen die ersten Blumen im Garten. Der erste Nektar wird in den Stock gebracht und eingelagert. Viele Bienen tragen nicht nur Nektar sondern sind mit gelb bepackten Beinen zu sehen. Diese bringen reichlich Pollen für die Bienenaufzucht, denn im Stock ist die Königin dabei und legt wieder Eier.Nach drei Wochen werden aus ihnen die ersten Frühjahrsbienen schlüpfen. Ein Bienenvolk benötigt für die Aufzucht 25 bis 30 Kilogramm Pollen pro Jahr. Dazu sind weit über 1.500.000 Sammelflüge notwendig. Doch damit nicht genug, müssen die Bienen auch fleißig Nektar sammeln, um daraus Honig zur Energieversorgung herstellen zu können. Etwa 70 kg Honig braucht ein Volk pro Jahr, der Imker bekommt nur das, was die Bienen darüber hinaus sammeln können. Es ist schwer vorstellbar, wie viel Arbeit die kleinen Tiere tatsächlich leisten, um zu überleben.
Mit Freude werden sich die Bienen auf die ersten Blüten stürzen. Im Moment sind es noch Frühblüher, doch schon bald werden Obstbäume blühen und für ein reichhaltiges Nektarangebot sorgen. Nektar wird dringend gebraucht. Für ein Kilo Honig muss das Volk den Nektar von ca 6 Millionen Blüten sammeln. Leider nimmt das Nektarangebot nach der Obstbaumblüte dramatisch ab. Im Kleingarten wächst vorwiegend Gras und Gemüse und auch die Felder rund um die Kolonie sind, wenn nicht gerade Raps gepflanzt wird, kaum zur Nahrungssuche geeignet. Umso mehr freut es, wenn Lorbeerhecken und Forsythien langsam durch bienenfreundliche Alternativen (z.B. Schneebeere)ersetzt werden,bienenfreundliche Stauden den Garten erobern und Physalis oder Senf als Gründüngung und Nektarlieferant angebaut werden.
Doch jetzt wird erstmal geputzt und sich auf den kommenden Sommer vorbereitet. Wer weiß, was noch kommt? Vielleicht gibt es eine neue Königin und das Volk möchte sich teilen. Vielleicht findet das Volk nicht genug zu fressen und wird krank. Vielleicht kommen Wespen und versuchen, wertvollen Honig zu stehen. Und vielleicht geht auch einfach alles gut!
Text und Foto: Birte Schreiber