Landesverband Niedersächsischer Gartenfreunde e. V.
Verfasst am 26.02.2025 um 13:00 Uhr

Für Toleranz und sachliche Diskussion im Kleingartenverein

In vielen Vereinen hat die Jahreshauptversammlung stattgefunden. Die Selbstverwaltung unseres Hobbys Kleingarten wird nur durch alte und stets neu dazu kommende Vorstandsmitglieder gewährleistet. Diese sind ehrenamtlich tätig – sonst wäre der Kleingarten nicht bezahlbar. 

Hier wiederholen wir uns. Die Hauptlast der  Vorstandsarbeit liegt auf der Verwaltung der Kleingartenanlage und der auf der Fläche befindlichen Kleingärten. Feiern zu organisieren im Verein ist schön, richtig und das muss unbedingt sein um ein Funktionieren der Gemeinschaft sicherzustellen. Aber, durchschnittlich gehören zum Kleingärtnerverein ca. 100- 150 Gärten, die auf einer Fläche von ungefähr 7,5 ha liegen, manchmal auch deutlich mehr. Neben einem Vereinshaus, das bewirtschaftet werden muss, sind mehr oder weniger große Freiflächen, Wege, Zäune, Rabatten, Toilettenhäuser, Parkplätze usw. zu pflegen und zu verwalten.


Manches ist mit körperlicher Arbeit, manches mit Kopfarbeit zu machen. Alles will geplant sein, und alles kostet Geld, manchmal sehr viel Geld, wenn ich an die Ausbesserung einer Wasserversorgung im Kleingartengelände o. ä. große Maßnahmen denke, die mitunter unvorbereitet auf den Vorstand zukommen. Jeder hat eine Meinung dazu, wie man ein Problem angeht und es löst. Nicht immer kommen die Meinungen mit denen anderer oder mit der des Vorstandes zusammen. Hier gibt es Gesprächsbedarf.


Ich weiß, dass der Satz „man muss miteinander reden“ häufig nur eine Floskel ist. In der heutigen Zeit miteinander zu reden ist selbst im Bundestag oder in so mancher Sabbelbude im Fernsehen schwierig. Das zeigen Debatten, in denen Schlagwörter bis hin zu argumentlosen, beleidigenden, bis zur Schmerzgrenze gehenden Beschimpfung  statt mit Argumenten geführt werden. Das ist im Kleingartenverein leider manchmal nicht besser. Gerade auch in den sozialen Medien wird wegen der Anonymität häufig die Grenze des erlaubten überschritten. Nur wenn man unter die Gürtellinie tritt, so meint man mitunter, erzielt man Wirkung. Doch das ist nicht der Fall!


Die sachliche Diskussion ist gefragt


Erste Voraussetzung einer sachlichen Diskussion ist das Zuhören. Wenn ich wirklich verstanden habe, was der andere mit seinem Anliegen will, kann ich vernünftig und sachlich mit oder dagegen halten. 


Eine zweite Regel ist, argumentieren sie, greifen sie mit der Antwort nicht nur an, auch wenn manchmal die Polemik reizt.

Eine Drittel Regel gilt mehr denjenigen, die aus ihrem Amt heraus antworten wollen. Fühlen Sie sich nicht persönlich angegriffen oder gar vorgeführt, wenn man ihrem Anliegen nicht gleich folgt oder es gar ganz verwirft. Meist finden sich in der Diskussion Kompromisse, manchmal sieht die betroffene Mehrheit die Sache anders.


Und noch eine Regel, die schwer einzuhalten ist: Bleiben Sie ruhig und sachlich auch wenn man auf der „Verliererseite“ steht. 


Ich gebe Ihnen zwei Beispiele:


1. Ein sehr engagierter Gartenfreund wollte zur Jahreshauptversammlung den Antrag einbringen, im Garten Hühner halten zu dürfen. Zunächst brachte ihn nichts davon ab, im Laufe der Zeit wurden alle möglichen Argumente abgewogen, auch seine für den Antrag, stets sachlich miteinander diskutiert, manchmal sicherlich auch etwas laut. Schließlich stellte er fest, dass er keine Mehrheit finden würde. Der Antrag wurde gar nicht erst gestellt. Typisches Vereinsleben also, wenn man das offene Wort sucht und die Gegenargumente akzeptiert, miteinander spricht.


2. Der Vorstand stellte den Antrag zur Jahreshauptversammlung, die Anzahl der Gemeinschaftsstunden von 2 × 3 auf 2 × 4 zu erhöhen, da sonst die notwendige Zeit nicht ausreiche um alle Arbeiten zu erledigen. (Manche zahlen lieber, satt Gemeinschaftsarbeit zu leisten.) Es entwickelte sich eine lebhafte Diskussion. Viele gute Argumente dafür, viele gute dagegen. Schließlich fand man einen guten Kompromiss, weil schnell Konsens war, dass die Mehrarbeit unbedingt benötigt wurde. Es ging letztlich um die Verteilung der Stunden. Ab und zu drohte die Diskussion zu entgleiten, weil (unsachlich) angegriffen oder rechthaberisch behauptet wurde. Doch dank der überwiegenden sachlich geführten Diskussion fand man eine Lösung, die mehr Flexibilität von allen und mehr organisatorische Arbeit für die Verantwortlichen des Vorstandes erfordert.


Fort- und Weiterbildung unbedingt nutzen


Ich will mit diesen Beispielen auch auf ein anderes Phänomen hinweisen, das jeder von seiner beruflichen Entwicklung her kennt. Eine Aufgabe neu zu übernehmen und lange Zeit zur Zufriedenheit der Betroffenen auszuüben, setzt stetige Fort- und Weiterbildung voraus. Diese müssen wir, wie aus guter alter Tradition in allen Vereinen, durch internen Erfahrungsaustausch und lebendige Fortbildung mithilfe von Seminaren  und Übungsleiter bewerkstelligen. Nur wer sich beiden stellt, und wenn der Verband entsprechendes anbietet, wird in der Lage sein, einen Verein zu leiten.


Aber auch das Mitglied sollte jederzeit akzeptieren, dass es manchmal schwierig ist und auf jeden Fall viel Zeit kostet, Verwaltungsarbeit als Vorstand zu leisten – also sachlich bleiben. Oder wollen Sie jährlich mindestens 300 € mehr für ihren Garten bezahlen, weil sich keiner mehr für die Arbeit im Vorstand findet, weil er wieder und wieder unsachlich angegriffen wird. Das nämlich wäre der Mindestpreis, den die (Haus)Verwaltungsprofis für eine Wohn – gleich Kleingarten – Einheit jährlich  verlangen.


Text: Hansjörg Kefeder