Landesverband Niedersächsischer Gartenfreunde e. V.
Verfasst am 31.08.2020 um 18:29 Uhr

Den Speiseplan bereichern - Für einige selbstverständlich, 

für andere noch Neuland – essbare Blüten.

Für den Verzehr steht eine Fülle an Blüten in ganz unterschiedlichen Färbungen zur Auswahl. Sie bringen somit nicht nur Farbe in den Garten, sondern auch auf den Teller. Es eignen sich hierfür z.B. weißes Löwenmäulchen, rosa Schmuckkörbchen und blaue Kornblume, sowie gelbe Studentenblume und rote Kupuzinerkresse.



Bereits bei der Internationalen Gartenschau in Hamburg war die Fachberatung des BV Hannover-Land gemeinsam mit den Fachberatern des BV Celle mit dem Thema „essbare Blüten“ präsent. Inzwischen sind wir beiden Bezirksverbände ein eingespieltes Team, waren wir auch schon zweimal gemeinsam in Berlin. Absprachen lassen sich einfach und unkompliziert treffen und bei der gemeinsamen Standbetreuung steht neben der Weitergabe von Informationen stets der Spaß im Vordergrund. So sollte es auch mit dem Thema „essbare Blüten“ für den Tag des Gartens in Hannover sein.

Der Karton mit zubereiteten Leckereien stand bereits in der BV-Geschäftsstelle in Hannover bereit. Darunter eingelegte Kapuzinerkressekapern, Ringelblumenlikör, Holunderblüten- und Rosensirup. Einige Dinge hätten wir erst wenige Tage vor dem Event zubereitet, wie kandierte Blüten oder „Badepralinen“.  Richtig Farbe hätte der Stand durch frische Blumen erhalten, welche wir kurzerhand in Töpfen, größeren Pflanzschalen oder als Sträuße aus den eigenen Gärten mitgebracht hätten. Kurzum, wir waren vorbereitet und startklar, auch wenn wir der Realisierung gegenüber skeptisch blieben. Leider sollten wir damit recht behalten. Da schlussendlich doch die Absage für das Ereignis kam, warten die konservierten Köstlichkeiten nun also noch auf ihren Einsatz. Vielleicht verköstigen wir sie auch einfach in absehbarer Zeit selbst, um anschließend aus erster Hand über ihren Geschmack berichten zu können.

Die Informationen, die wir Ihnen und den Besuchern aus anderen Landesverbänden gerne vor Ort gegeben hätten, möchten wir Ihnen nun auf diese Weise mitteilen. Vielleicht können wir ja auch Sie für das Thema begeistern und zum Nachmachen animieren.

Essbare Blüten sind schließlich nicht nur dekorativ und raffiniert, sie sind außerdem lecker und gesund. Sie eignen sich für eine vielfältige Verwendung und bringen in jedem Fall Farbe auf den Teller. Ob beim Frischverzehr auf dem Salat, als Risotto, zu Blütenbutter verarbeitet, gefüllt mit Frischkäse, als Limonade, Likör, kandiert oder als Pesto – den Ideen sind kaum Grenzen gesetzt.


Tipps für den Blütengenuss

Von vielen Pflanzen eignen sich die Blüten außerdem hervorragend zum Würzen, da sie in der Regel milder im Geschmack sind als die Blätter der Pflanze. Hierzu zählen viele Kräuter wie Thymian, Borretsch oder Schnittlauch. Im Handel werden inzwischen verschiedene Saatgutmischungen speziell mit essbaren Blüten angeboten, womit sich im Garten ganz leicht ein „Blumen-Speisebeet“ anlegen lässt. Wer die Blüten am Ende doch nicht essen mag, kann sich auch einfach an ihrer Farbenpracht erfreuen. Außerdem liefern die Blüten einen wertvollen Beitrag für die heimische Insektenwelt, die sich über die offenen Blüten und den darin enthaltenen Pollen und Nektar freut.

Wenn Sie die Blüten aber für die Zubereitung von Gerichten verwenden möchten, sollten Sie einiges beachten. Pflücken Sie die Blüten grundsätzlich nur an Standorten, die Sie kennen. Am besten natürlich im eigenen Garten. Achten Sie darauf, dass die Blüten nicht mit Dünger oder Pflanzenschutzmitteln in Berührung kommen. Die Pflanzen, die an Rändern von stark befahrenen Straßen oder Äckern wachsen, sind für den Verzehr ebenso wenig geeignet, wie Schnittblumen aus dem Handel. Ernten Sie die Blüten möglichst vormittags, wenn sie abgetrocknet sind, schließlich sind Duft und Aroma am stärksten, wenn sich die Blüten gerade geöffnet haben. Beides verflüchtigt sich bei zu starker Sonneneinstrahlung oder hohen Temperaturen.

Für die Verwendung in der Küche entfernen Sie Staubgefäße und Stempel. Entfernen Sie außerdem die grünen Kelchblätter und die Stängel, diese sind meist eher zäh und schmecken bitter, sie eignen sich somit nicht für den Verzehr. Kleine Insekten lassen sich einfach herausschütteln. Danach werden die Blüten nur kurz abgespült oder kurz in Wasser getaucht. Verwenden Sie nur kaltes Wasser, die Blüten werden sonst welk. Ganze Blüten lagern Sie am besten im Kühlschrank. Leicht angefeuchtet und luftdicht in Dosen verpackt, halten sie sich dort etwa zwei Tage. Bedenken Sie, dass essbare Blüten u.U. allergische Reaktionen hervorrufen können. Wer besonders empfindlich reagiert, sollte beim Verzehr eher vorsichtig sein oder sich im Vorfeld entsprechend informieren.


Getrocknete Blüten bewahren Sie am besten in Schraubgläsern auf. Wenn Sie die Blüten auf einen Teller geben, verströmen sie – egal ob frisch oder getrocknet - einen ganz dezenten Duft.

Verarbeitung macht haltbar

Wenn Sie die Blüten nicht direkt verarbeiten, sondern lagern möchten, müssen die Blüten zuvor entsprechend verarbeitet werden. Die einfachste Möglichkeit ist das Trocknen. Dazu binden Sie die Blumen samt Stängel zu Bündeln zusammen und hängen Sie kopfüber an einem warmen Ort ohne direkte Sonneneinstrahlung für mehrere Tage auf. Wenn die Blüten trocken sind und rascheln, können sie in Gläsern oder Dosen möglichst dunkel aufbewahrt werden.  Wem diese Methode zu lange dauert, kann die Blüten auch im Backofen oder im Dörrautomaten trocknen. Hierbei darf die Temperatur jedoch nicht zu hoch sein, weil die wertvollen Inhaltstoffe, vor allem die Ätherischen Öle, bereits ab 35 °C beginnen, sich zu verflüchtigen.

Weitere Möglichkeiten zum Haltbarmachen sind das Kandieren, das Einlegen in Essig oder Öl, die Verarbeitung zu Sirup oder Likör, oder die Herstellung von Eis oder Konfitüre. In Wasser gefroren lassen sich die Blüten als Eiswürfel verwenden. Sie sorgen dann nicht nur für einen Hingucker im Glas, sondern auch für eine angenehme Erfrischung. Probieren Sie es aus! Ernten Sie doch mal Blüten - statt wie üblich, Obst, Gemüse und Salat.


Miriam Soboll



Rezepte:


Kandierte Veilchen oder Rosenblütenblätter

Eiweiß steif schlagen. Die Blüten bzw. Blütenblätter mit einem Backpinsel dünn mit dem Eiweiß bestreichen und Puderzucker dünn darüber sieben. Den überschüssigen Zucker vorsichtig abschütteln. Die Blüten 3 bis 4 Tage auf einem mit Backpapier ausgelegten Backblech nebeneinander trocknen lassen, bis sie sich glashart anfühlen. Zum Aufbewahren in eine gut verschließbare Dose legen. Die Blüten eignen sich zum Verzieren von Torten und Desserts.


Blütenbutter

Für die Herstellung eignen sich besonders die aromatischen Blüten von Kapuzinerkresse, Lavendel, Nelken, Borretsch oder Stiefmütterchen. Für 500 g Butter rechnet man etwa eine Handvoll Blüten, sowie einen knappen, halben Teelöffel Salz. Die Blüten mit einem scharfen Messer gut zerkleinern und mithilfe einer Gabel mit der zimmerwarmen Butter vermischen. Geben Sie die Butter auf Frischhaltefolie und formen Sie sie zu einer Rolle. Nach dem Kühlstellen können Sie die Butter in Scheiben schneiden. Die Butter eignet sich besonders gut zum Grillen oder auch einfach nur so auf frisches Brot oder ofenwarmes Baguette.


Kapuzinerkresse-Pesto

Für ca. 2 Portionen: 1 Handvoll junge Kapuzinerkresseblätter und/oder -blüten, 1 EL Walnüsse, ½ Knoblauchzehe, 50 g Parmesan, etwas Paprikapulver rosenscharf, Olivenöl oder neutrales Rapsöl.

Kapuzinerkresse, Knoblauch und Parmesan grob zerkleinern. Alle Zutaten in den Mixer geben oder mit dem Stab pürieren. Fügen Sie so viel Öl hinzu, bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist. Das Pesto eignet sich als Brotaufstrich, zu frischen Tomaten oder als Nudelgericht. Füllen Sie das Pesto am besten in ein Schraubglas. Im Kühlschrank aufbewahrt, ist es so etwa 4 Tage haltbar.


Blütensirup

Zutaten für ca. 2 Liter Sirup: 4 Handvoll Blüten, 1 kg Zucker, 15 g Zitronensäure, 1 L Wasser, 1 Bio- Zitrone

Für die Herstellung eignen sich süß schmeckende Blüten wie Holunderblüten, Mädesüß oder Ringelblume.

Die Blüten nach der Ernte nur ausschütteln, nicht waschen und in einen Topf geben. Zucker und Zitronensäure in lauwarmem Wasser auflösen. Die Zuckerlösung über die Blüten gießen, Zitronenscheiben dazugeben. Das Gemisch erwärmen und den Sirup anschließend 48 Stunden zum Durchziehen stehen lassen. Danach durch einen Kaffeefilter gießen. Zum Haltbarmachen kurz aufkochen und in heiß ausgespülte Flaschen abfüllen. Zum Servieren als Limonade mit Mineralwasser aufgießen und Zitronenscheiben hinzufügen.


Hugo – das Sommergetränk

Ein Hugo wird meist in einem Sekt- oder Rotweinglas serviert. Schneiden Sie hierfür eine Limette in Spalten. Eine Spalte über das Glas halten, kurz andrücken und einige Spritzer ins Glas tropfen lassen. Danach die Spalte in das Glas geben, eine weitere Spalte hinzugeben. Nun ca. 2 cl Holunderblütensirup, ein paar Blätter frische Minze und Eiswürfel zufügen. 160 ml Prosecco zugießen und mit Sodawasser auffüllen. Wer keinen Prosecco hat, kann auch Weißwein verwenden. Als alkoholfreie Alternativen eignen sich Ginger Ale oder Tonic Water.

Tipp: Verwenden Sie möglichst große (Blüten-)Eiswürfel. Diese lösen sich langsamer auf und verwässern das Getränk nicht so schnell.


Blütenlimonade

1 L Apfelsaft, 3 Handvoll liebliche Blüten der Saison, z.B. Rosen, Hornveilchen, Klatschmohn, Duftgeranien, Lavendel, Ringelblume oder Löwenzahn. Die Blüten ausschütteln und über Nacht im Apfelsaft im Kühlschrank ziehen lassen, dann die Blüten durch ein Sieb abgießen. Den aromatisierten Apfelsaft mit 1 L Mineralwasser auffüllen, mit dem Saft einer Zitrone verfeinern und einige frische Blüten dazu geben. Zum Süßen, je nach Geschmack, eignet sich Agavendicksaft.